Yet Another Useless Unix Book
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Im Jahre 1969 entwickelte Ken Thompson an den Bell Laboratories die
erste Unix-Version auf einer PDP-7, noch vollkommen in Assembler
geschrieben. Zu dieser Zeit schrieb Dennis Ritchie die
Programmiersprache C, die auf Thompsons' B basierte. Bis 1971 wurde
Unix dann nahezu komplett neu in C programmiert und auf die PDP-11
portiert, da diese Sprache Unix eine hohe Portablitiltät garantierte.
Somit gelten beide Entwickler als die Väter dieses Betriebsystems.
Die grundlegenden Ideen dazu holten sie sich aus dem, zusammen mit
weiteren Entwicklern an den Bell Laboratories konzipierten Multics,
sowie CTSS vom MIT und GENIE von Berkeley. Diese Ideen waren, im
Gegensatz zu denen der zu dieser Zeit bekannten Systemen, die
Verfügbarkeit im Quellcode, die Implementierung in einer Hochsprache
und die Möglichkeit für jeden Benutzer mehrere Prozesse zur gleichen
Zeit laufen zu lassen. Die erste offizielle Version, die auch an
Interessierte weitergegeben wurde, war Version 6. Version 7 wurde
möglichst portabel gehalten und lief auch auf Interdate 8/32 und der
damals aufkommenden VAX-Architektur.
Um diesen Zeitpunkt entwickelten verschiedene Gruppen an den
vorhandenen Quellen weiter:
- Bell Unix Time-Sharing System 8th bis 10th
Edition (1989), danach Plan 9 (von Unix eher unabhängig)
- AT&T Unix Support Group (USG, System III), danach System V (1983) welches AT&T
nach einem Gerichtsbeschluß auch kommerziell vermarkten durfte.
System V Release 2 wurde dann 1984 von dem USDL (Unix System
Development Laboratory) entwickelt und weiterhin von AT&T vertrieben.
System V.3 (1987) sowie V.4 (1989) kamen von ATTIS (AT&T Information
Systems) und wurden durch die AT&T-Tochter USL (Unix System
Laboratories) übernommen, welche 1993 an Novel verkauft wurde. Der
Markenname ``Unix'' wurde an das X/Open Konsortium übergeben, welche
damit das alleinige Recht besaß, Standards festzulegen, die von
Unix-Systemen erfüllt werden müssen, um den Namen ``Unix'' tragen zu dürfen.
1995 wurde dieses Recht an SCO (Santa Cruz Operating Systems) verkauft, welche
das PC-Unix Xenix zusammen mit Microsoft entwickelten und es nach deren
Ausstieg als SCO-Unix für Intel-basierte Rechner verkauften.
- Der University of California in Berkeley entsprang Ende der 70er
Jahre die Berkeley Software Distributions, welche als BSD-Unix bekannt
sind. BSD war lange Zeit das einzig lauffähige Betriebssystem auf
VAX-Rechnern und erfreute sich bis 1983 auch auf anderen Plattformen
großer Beliebtheit. Ab der Version 4.2BSD, die zeitgleich mit dem
Vermarkten von System V zur freien Verfügbar stand, kam es zu
Lizenzstreitigkeiten zwischen Berkeley und den System V Besitzern, da
beide Systeme auf den Version 7 Quellen beruhten, aber nur letzteren
das Recht zur Weitergabe und -vermarktung zugesprochen wurde. Die
Entwicklung von 4BSD wurde durch die Defence Advanced Research
Projects Agency (DARPA) gefördert, um Unix um Netzwerkunterstützung
zu erweitern, die im ARPA-Net (Grundlage des Internets) verwendet
wurde und auch heute noch Grundlage für jedes Unix-Netzwerk bildet.
Da die BSD-Quellen nur an Besitzer von ``Unix Source Licence'' weitergegeben
werden durfte, entschied man sich bei Berkeley alle lizenzbehafteten
Quellen von grundauf neu zu schreiben. Bei 4.3BSD gab es die
lizenzfreien NET-Releases, bestehend aus der aktuellen 4.3BSD-Release
ohne die jeweiligen lizenzbehafteten Teile. Erstmals 4.4BSD-Lite
(1994) stellt eine nahezu komplette und vollkommen lizenzfreie
Unix-Version dar, welche als Quellcode und Binary an jedermann
weitergegeben werden durfte. Auf 4.4BSD-Lite basieren die momentan
verfügbaren, freien Betriebssysteme FreeBSD, NetBSD und OpenBSD sowie
das kommerzielle BSDI. Teile aus der neuen Lite2-Version gelangen
noch heute in diese BSD-Varianten.
Technische Entwicklungen flossen quer durch die verschiedenen Zweige,
wodurch jedes Unix-Derivat von Gedanken der anderen profitierte.
Workstation-Hersteller und Software-Häuser verkauften ihre jeweilige Version
von Unix, die auf den (lizensierten) Quellen der o.g. Zweige
beruhten unter eigenem Namen (HP/UX, Unixware, AIX, A/UX, IRIX, SunOS,
Solaris, Domain/OS, Interactive, BSDI, OSF/1, Ultrix, DEC Unix, ...).
Bekannte, nicht-Unix-basierende Systeme
(OS/2, Windows 95, Windows/NT), wurden als Unix-killer gehandelt, aber
keins davon hat es bisher geschafft Unix aus den Marksegmenten zu
verdrängen, für die es von Anfang an gedacht war und für die es
heute noch keine wirklich brauchbaren Alternativen gibt.
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